Fred Stein – Der freundliche Chronist

Es gibt Fotografien, die jeder kennt. Das schwarz-weiße Portrait Einsteins ist so ein Bild. Eine kolossale Aufnahme, die zur Erinnerungstextur des 20. Jahrhunderts wurde. Fred Stein ist der Name des Fotografen. Die fotografischen Arbeiten des gebürtigen Dresdners sind ein großes Erbe und ein großer Schatz in der Geschichte der Fotografie. Stein kam auf tragische Weise zum Beruf des Fotografen. Der studierte Jurist durfte in Nazideutschland als Jude nicht promovieren. 1933 floh der Rabbinersohn mit seiner Frau aus Deutschland. Wesentliche Stationen seines Lebens waren Paris und später New York. Mit einer handelsüblichen Kleinbildkamera der Marke Leica und später einer Rolleiflex fotografierte Stein sein Jahrhundert. Der bekennende Sozialist kümmerte sich zeitlebens wenig um Fototechnik, Licht und Retusche. Menschen waren ihm wichtiger. Vornehmlich porträtierte er nur Menschen, die ihn berührten, sei es intellektuell oder künstlerisch. Neben Einstein hatte Stein viele Geistesgrößen seiner Zeit vor der Kamera: ob Hannah Arendt (Bild), Chagall, Miró, Dalí, die Dietrich, Martin Buber, Thomas Mann, Bertolt Brecht, Arnold Zweig, Egon Erwin Kisch oder Willy Brandt, alle diese Portraits sind einzigartige Zeugnisse des letzten Jahrhunderts. Mit Brandt war Stein lebenslang befreundet und dieser hielt den Fotografen für einen „avantgardistischen und brillanten Fotografen“. Neben der Portraitfotografie war Stein auch ein leidenschaftlicher Straßenfotograf. Allerdings unterschied sich Steins Straßenfotografie von der heutigen Street Photography fundamental. Stein mochte Menschen und wollte die Fotografierten oft kennenlernen. Er war kein Jäger wie der Straßenfotograf Bruce Gilden, der zwar die Menschen auch mag, der aber seine Kamera als Waffe benutzt und Menschen regelrecht abschießt. Gildens künstlerische Egozentrik war Steins Sache nie. Stein war Sammler. Seine umfassende Sammlung ist erstmals im Jüdischen Museum Berlin zu sehen. Bilder: © Estate of Fred Stein (f)