Gesichter einer Stadt

Schon die Fotografin Helga Paris setzte mit ihrem Bildband “Diva in Grau” der Stadt Halle ein fotografisches Denkmal. Diese Aufnahmen sind unvergessen und gehören zweifelsfrei zu den großen Schätzen der deutschen Fotografie. Einen ebenso großen und beachtlichen Wurf gelang der Fotografin und Künstlerin Ines Zimmermann. Ihr Bildband “Gesichter meiner Stadt” ist fotografisch ein absolutes Rarrisimum . Neben dem außerordentlich hohen dokumentarischen Wert des Bandes, ist es der Künstlerin gelungen, Fotografien von einzigartiger Tiefe und unverstellter Schönheit zu schaffen. Schon als Kind fotografierte die gebürtige Hallenserin ihre Stadt und begleitete über Jahre den städtebaulichen Wandel mit der Kamera. Vor allem das Verschwinden der historischen Bausubstanz interessierte die Fotografin. Die Vielzahl der Häuser und Bauten, die ihre Schwarz-Weiß-Aufnahmen zeigen, existieren heute nicht mehr. Der oft willkürlich motivierte Abriß alter Fachwerkbauten hat das Gesicht der Stadt Halle unwiderruflich verändert. Der Fotografin ist es zu verdanken, daß mit ihren Aufnahmen eine Vorstellung des Vergangenen bewahrt wurde. Reizvoll ist auch die literarische Qualität der Aufnahmen. Die phantastische und dunkle Aura, die den Aufnahmen innewohnt, vermitteln einen starken Eindruck dessen, was fotografische Kunst in ihrer reinsten Form leisten kann. Bilder wie “Luckengasse (1993)” oder “Mansfelder Straße I bis 3 bei Nacht (1987)” erinnern an Meisterwerke eines Ed van de Elsken (Amsterdam, 1925) oder KarlHugo Schmölz (Blick vom Kölner Dom auf den Wallrafplatz, 1946) und stehen diesen an Ausdruckskraft in nichts nach. Über den Szenerien dieser Schwarz-Weiß-Aufnahmen liegt ein Schleier der Melancholie, der lang im Geiste des Betrachters nachwirkt. Die fotografische Großartigkeit dieser Bilder wird bleiben. Dem Mitteldeutschen Verlag gebührt Dank, daß er solche Bücher möglich macht. (f)